Hunter x Hunter – Verlag zwang Mangaka dazu, den Großteil seiner Geschichte zu verwerfen

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Die unerzählte Wendung

Wenn es um dramatische Wendungen in der Welt der Manga und Anime geht, könnte Yoshihiro Togashi, der Schöpfer von Hunter x Hunter, eine der Kühnsten überhaupt geplant haben. In einem Interview in Japan offenbarte der renommierte Autor, dass er in Erwägung zog, einen tiefgreifenden Zeitsprung in seiner Serie einzuführen, der die Dynamik des Erzählens um Gon, den Protagonisten, grundlegend verändert hätte.

Ursprünglich hatte Togashi vor, Gon schon früh in der Serie bei den Hunter-Prüfungen scheitern zu lassen und einen größeren Zeitsprung einzuleiten, der die Leser direkt in die Zukunft geführt hätte, zu einem erwachsenen Gon. Diese mutige Entscheidung hätte zweifellos eine andere Bindung zum Hauptcharakter erzeugt, da ein wesentlicher Teil seiner Entwicklung übergangen worden wäre. Togashi erklärte, dass dieser Plan stark von seinem Herausgeber abgelehnt wurde, was dazu führte, dass dieser Aspekt der Geschichte nie verwirklicht wurde.

Die Herausforderung in der Schöpfung

Togashi ist bekannt dafür, dass er oft die ersten Entwürfe seiner Geschichten sehr kurzfristig plant. Er enthüllte, dass zu Beginn der Serie nur die ersten drei Seiten von Hunter x Hunter konkret geplant waren. Der Rest des Mangas entfaltete sich, während er in das Universum eintauchte und die Feinheiten des Hunter-Systems verstehen lernte. Diese Herangehensweise gab ihm die Freiheit, die Geschichte in jede Richtung zu entwickeln, die er wollte. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, wieso jeder Ark in Hunter x Hunter eine unterschiedliche Atmosphäre erzeugt – je nachdem, wie der Mangaka sich in dieser Zeit des Schaffens fühlte.

Darüber hinaus teilte Togashi mit, dass der Einstieg von Gon in die Hunter-Prüfungen strategisch gewählt wurde, um die Serie möglichst lange fortsetzen zu können. Dieser Anfang ermöglichte es, Gon von der untersten Stufe langsam aufzusteigen und im Laufe der Jahre zu entwickeln. Der geplante Zeitsprung hätte jedoch diese sorgfältig aufgebaute Progression abrupt unterbrochen.

„Die ersten drei Kapitel [waren geplant].Sobald ich eine grobe Vorstellung vom Setting hatte (oder eine Geschichte in einer anderen Welt, die sich auf den Beruf des Jägers konzentriert), hatte ich das Gefühl, dass ich die Geschichte so lange fortsetzen könnte, wie ich wollte.Also beschloss ich, dass das Ziel der Fortsetzungsgeschichte darin bestehen würde, ’so lange wie möglich fortzufahren‘, dass sie mit der Hauptfigur beginnen sollte, die die Hunterprüfung ablegt“. 

Die verlorene Gelegenheit

Die Ablehnung des Zeitsprungs zwang Togashi, seine ursprünglichen Pläne zu überdenken und die Geschichte ohne diesen Sprung fortzusetzen. Obgleich dieser dramatische Wendepunkt nie in die Tat umgesetzt wurde, bleibt Hunter x Hunter eine Serie, die für ihre tiefgehenden Charakterentwicklungen und komplexen Handlungsstränge gelobt wird. Fans des Animes und Mangas wissen an dieser Stelle auch, wie Togashi dennoch eine Art von „Zeitsprung“ für Gon implementiert hat. So konnte er wenigstens ein wenig in den Genuss seiner ursprünglichen Idee kommen.

Obwohl Hunter x Hunter immer wieder durch lange Pausen in der Veröffentlichung Schlagzeilen macht, zeigen die Leidenschaft, die Togashi für seine Arbeit hegt, und die Komplexität der Handlung, die dabei entstanden ist, dass manchmal die besten Geschichten die sind, die organisch wachsen und sich entfalten, gefördert durch kreative Freiheit und gelegentlich durch redaktionelle Einschränkungen. Neben Hunter x Hunter ist der Fullmetal Alchemist Manga ebenfalls einer, dessen Story nicht von Anfang an in Stein gemeißelt war. Auch hier entstand die Story während des Zeichnens des Mangas.

Hier seht ihr das gesamte Interview:

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