Wegen vermeintlichem Schweigegeld – Crunchyroll erneut in Skandal verwickelt

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Ein Insider-Bericht

Anime-Franchises geraten immer wieder in Skandale – sei es durch fragwürdige Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung oder problematische Unternehmensentscheidungen. Nun steht Crunchyroll, einer der größten Anime-Streaming-Dienste, im Zentrum neuer Vorwürfe. Ein ehemaliger Crunchyroll-Mitarbeiter, Shawn Hoffman, hat kürzlich auf LinkedIn einen aufsehenerregenden Beitrag veröffentlicht, in dem er das Arbeitsumfeld beim Unternehmen als toxisch beschreibt. Hoffman, einst leitender Softwareentwickler, schildert, dass sein „härtestes Jahr“ sowohl von persönlichen als auch beruflichen Herausforderungen geprägt war.

„Ich habe Crunchyroll alles gegeben“, betont er – während er gleichzeitig mit der unheilbaren Krebserkrankung seiner Mutter sowie seiner eigenen Diagnose von Angstzuständen und Depressionen kämpfte. Doch statt Unterstützung gemäß dem Americans with Disabilities Act zu erhalten, erlebte er Diskriminierung und Feindseligkeit.
Besonders schockierend sei ein Vorfall mit einem Manager gewesen, dem er nicht einmal direkt unterstellt war. Dieser habe ihn beschimpft und eine obszöne Geste gemacht.

„Ich dokumentierte den Vorfall und meldete ihn der Personalabteilung“, schreibt Hoffman. Doch anstatt Unterstützung zu erhalten, spürte er eine wachsende Feindseligkeit, die schließlich in seiner Entlassung gipfelte – offiziell wegen eines „Verstoßes gegen die Richtlinien“, kurz nachdem er Bedenken zu den Arbeitsbedingungen geäußert hatte.
„Sie boten mir eine Abfindung im Austausch für Schweigen an“, so Hoffman.
Seine Anschuldigungen stehen nicht allein: Immer mehr Vorwürfe gegen Crunchyroll häufen sich – von Mitarbeitern der Technikabteilung bis hin zu Synchronsprechern. Auch Synchronsprecher David Wald gab seine Rollen bei Crunchyroll auf und sprach von wiederholtem Missbrauch innerhalb des Unternehmens.

Offizielle Beschwerde

In einem aktuellen LinkedIn-Update bedankte sich Shawn Hoffman für die große Unterstützung, die ihm nach seinem ersten Beitrag entgegengebracht wurde. „Ich bin überwältigt von der Solidarität“, schreibt er. Gleichzeitig appelliert er an die Öffentlichkeit, keine aktuellen oder ehemaligen Crunchyroll-Mitarbeiter online zu belästigen. „Ich dulde keine Schikanen gegen Beteiligte“, betont er. Sein Ziel sei es, auf Missstände aufmerksam zu machen und Verantwortlichkeit einzufordern – nicht jedoch Hass oder persönliche Angriffe zu fördern.

Mittlerweile hat Hoffman eine offizielle Beschwerde bei der Equal Employment Opportunity Commission (EEOC) eingereicht, in der er Crunchyroll „Vergeltung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen“ vorwirft. Besonders alarmierend seien „feindselige“ E-Mails des Vizepräsidenten für Personalwesen gewesen, in denen er aufgefordert wurde, seine Ansprüche zu revidieren oder zurückzuziehen. Diese Vorfälle deuten für ihn auf ein tiefergehendes, systematisches Problem hin, das über seine persönliche Erfahrung hinausgeht.

Hoffman hat zudem Kontakt zu anderen ehemaligen Crunchyroll-Mitarbeitern aufgenommen, die ähnliche Erlebnisse schildern. „Seit meiner Veröffentlichung haben sich mehrere aktuelle und ehemalige Mitarbeiter gemeldet, um ihre eigenen Erfahrungen zu teilen“, berichtet er. Während die Vorwürfe gegen das Unternehmen weiter zunehmen, bleibt Crunchyroll bislang eine offizielle Stellungnahme schuldig. Die zentrale Frage bleibt: Wie viele ähnliche Geschichten werden noch ans Licht kommen.

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