Anime vs. Künstliche Intelligenz
Der Kinostart des 4K-Remasters von Prinzessin Mononoke hätte für das legendäre Studio Ghibli ein Grund zur Freude sein sollen. Doch die aktuellen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz werfen einen Schatten auf die Feierlichkeiten. In den sozialen Medien verbreiten sich zunehmend KI-generierte Werke, die den Stil von Hayao Miyazaki imitieren – sehr zum Unmut von Fans und professionellen Anime-Künstlern.
Besonders kritisch äußerte sich der renommierte Animator Henry Thurlow, bekannt für seine Arbeit an One Piece und Naruto. Auf seinem Social-Media-Account verurteilte er diesen Trend scharf und stellte die Motivation hinter solchen Werken infrage. „Wenn du nicht die Zeit investierst, um ein herausragender Koch zu werden, verdienst du keinen Michelin-Stern. Wenn du nicht die Zeit investierst, um ein großartiger Schauspieler zu werden, verdienst du keinen Oscar. Und wenn du nicht die Zeit investierst, um Animation oder Kunst wirklich zu beherrschen, dann halt dich verdammt noch mal aus meiner Branche raus.“ Damit macht er deutlich, dass echte Kunst Hingabe, Talent und harte Arbeit erfordert – und dass es nicht akzeptabel sei, wenn sich jemand ohne diesen Einsatz einen Platz in der Branche sichern will.
Auch Hayao Miyazaki selbst hat sich bereits deutlich gegen KI-Kunst positioniert. In einer NHK-Dokumentation aus dem Jahr 2019 nannte er die von künstlicher Intelligenz geschaffenen Werke „eine Beleidigung des Lebens selbst“ und lehnte deren Einsatz für seine eigenen Filme kategorisch ab.
Der Kampf um kreative Integrität
Die Debatte über den Einsatz von KI in der Kunstszene ist nicht neu, hat aber in den letzten Jahren stark an Brisanz gewonnen. Um die Interessen der Künstler zu schützen, hat sich die Nippon Anime and Film Culture Association (NAFCA) zusammengeschlossen. In einer offiziellen Mitteilung äußerte die Organisation ihre Besorgnis darüber, dass generative KI die Einkommensmöglichkeiten kreativer Schöpfer erheblich einschränken könnte.
„Wenn eine KI beispielsweise eine Figur mit dem Kopf von Doraemon, dem Körper eines Gundam und der Stimme von Son Goku erstellt … und wenn dabei der Gedanke besteht, dass sie frei verwendet werden kann, solange wir nur die erforderlichen Einnahmen abführen – dann sind wir nicht interessiert.“ Diese Aussage verdeutlicht die Herausforderungen, die KI für die kreative Industrie mit sich bringt. Die NAFCA betont, dass es derzeit keinen klaren Mechanismus gibt, um Einnahmen und Anerkennung fair mit den Schöpfern der Originalfiguren zu teilen. Langfristig könnte dies nicht nur die wirtschaftliche Grundlage der Anime-Industrie gefährden, sondern auch die kreative Integrität der Künstler untergraben.
In einer Zeit, in der Technologie immer mehr Lebensbereiche durchdringt, stellt sich die Frage, wie sich Innovation und der Schutz kreativer Arbeit in Einklang bringen lassen. Während einige die Möglichkeiten der KI als Bereicherung sehen, wächst die Sorge, dass menschliche Kreativität und die harte Arbeit hinter künstlerischen Werken durch automatisierte Prozesse entwertet werden könnten.
If you don’t have the time to dedicate to becoming an amazing chef, you don’t deserve a Michelin star.
If you don’t have time to dedicate to acting, you don’t deserve an Oscar.
And if you don’t have the time to dedicate to animation/art, then stay the fuck out of my industry.— Henry Thurlow (@henry_thurlow) March 28, 2025