Ein gewagtes Konzept
Als Dragon Ball Z Ende der 1990er Jahre erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, sorgte vor allem eine Figur für hitzige Diskussionen: Vegeta. Seine erste deutsche Synchronstimme klang überraschend sanft und beinahe freundlich - ein deutlicher Kontrast zu seiner düsteren, aggressiven Persönlichkeit. Den wahren Grund für diese ungewöhnliche Besetzung erklärte Santiago Ziesmer, der ursprüngliche Sprecher von Vegeta und auch bekannt als die deutsche Stimme von SpongeBob Schwammkopf, in einem Interview.
Demnach orientierte sich die Synchronfirma nicht am japanischen Original, sondern an der französischen Fassung. In dieser Version hatte Vegeta zu Beginn eine helle, beinahe liebenswerte Stimme - ganz bewusst gewählt, um den späteren Wandel zur finsteren Schlüsselfigur besonders dramatisch wirken zu lassen. „Die Fallhöhe sollte emotional treffen“, erklärte Ziesmer und betonte, dass dieses künstlerische Konzept gut durchdacht gewesen sei.
Doch bei den deutschen Fans kam das nicht gut an. Viele kannten Vegeta bereits aus den Mangas oder der japanischen Fassung und erwarteten eine entsprechend kraftvolle, bedrohliche Stimme. Die sanfte Tonlage stieß auf Ablehnung, und die Kritik ließ nicht lange auf sich warten. In Fanforen und per E-Mail äußerten enttäuschte Zuschauer ihren Unmut. „Das ist nicht mein Vegeta!“, lautete der häufigste Vorwurf. Der öffentliche Druck wurde schließlich so groß, dass die Synchronfirma reagierte und die Rolle neu besetzte - ein Schritt, der bei den Fans weitgehend positiv aufgenommen wurde.
Die Umbesetzung und ihre Folgen
Die zweite Synchronstimme, die Vegeta in der deutschen Fassung erhielt, stammte von Oliver Siebeck - und traf genau den Nerv der Fans: markant, rau und voller Entschlossenheit. Mit seiner Stimme verlieh Siebeck dem Charakter die nötige Schärfe und Präsenz, die viele zuvor vermisst hatten. Seine Interpretation wurde rasch zum unverwechselbaren Markenzeichen der Figur - bis heute ist sie für viele untrennbar mit Vegeta verbunden. „Mit dieser Stimme wurde Vegeta endlich ernst genommen“, erinnern sich viele deutsche Anime-Fans.
Interessanterweise wurde Santiago Ziesmer, der ursprüngliche Sprecher, später erneut von der Synchronfirma kontaktiert. Man fragte ihn, ob er sich vorstellen könne, die Rolle wieder zu übernehmen. Doch er lehnte ab - nicht aus Groll, sondern aus praktischen Gründen. Die Rolle sei stimmlich extrem fordernd gewesen, erklärte er, und außerdem habe er die damalige Umbesetzung nachvollziehen können. Es sei für ihn kein Thema gewesen, etwas wieder aufzunehmen, das längst abgeschlossen war.
Ziesmer selbst gab zu, dass seine Interpretation der Figur nicht ideal gewesen sei. Er kannte Vegeta aus den Manga-Vorlagen und hatte sich den Charakter ganz anders vorgestellt. Und dennoch bleibt seine Version ein spannendes Kapitel in der Geschichte der deutschen Anime-Synchronisation - ein gewagter, wenn auch umstrittener Versuch, dem Charakter eine ungewöhnliche Facette zu verleihen.