Dragon-Ball-Redakteur warnt vor schwieriger Zukunft der Manga-Branche

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Die digitale Bedrohung für die Manga-Kultur

Mangas sind für viele Fans mehr als nur Unterhaltung - sie sind ein leidenschaftliches Hobby. Leser sammeln sie, fiebern jeder neuen Ausgabe entgegen und wollen am liebsten alle Bände ihrer Lieblingsserien im Regal stehen haben. Doch ausgerechnet in der Heimat dieser Kunstform wächst die Sorge um ihre Zukunft.

Kazuhiko Torishima, ehemaliger Redakteur des legendären Manga Dragon Ball, hat auf der Japan Expo 2025 in Paris eine ernüchternde Prognose abgegeben. Seiner Einschätzung nach steuert die Manga-Industrie auf düstere Zeiten zu. Der Grund: Sie verliert zunehmend ihre künstlerische Eigenständigkeit. „Die japanische Manga-Kultur scheint ihre künstlerische Eigenständigkeit eingebüßt zu haben“, erklärte er besorgt.

Torishima sieht vor allem in der fortschreitenden Digitalisierung eine Ursache für diese Entwicklung. Immer mehr Manga erscheinen auf Online-Plattformen, die Inhalte über Algorithmen verbreiten. Diese zeigen den Nutzerinnen und Nutzern hauptsächlich Werke, die ihrem bisherigen Leseverhalten ähneln. „Viele Manga wirken inzwischen austauschbar - als gäbe es nur noch Einheitsware wie bei Fast-Food-Ketten“, kritisierte er.

Zudem erschwert der digitale Wandel jungen Menschen den Zugang zur Manga-Welt. Viele Kinder hätten weder Smartphones noch Kreditkarten - und blieben damit vom digitalen Angebot ausgeschlossen. So verliert die Branche den direkten Draht zu ihrer ursprünglichen Zielgruppe. Ein Problem, das sich durch den demografischen Wandel in Japan noch verschärft.

Kreative Einseitigkeit gefährdet Vielfalt

Torishima wies außerdem auf eine bedenkliche Entwicklung innerhalb der Verlage hin, die sich negativ auf die Kreativität auswirkt. Dadurch gehe nicht nur die Vielfalt der Manga-Geschichten zurück, sondern es fehle zunehmend auch an neuen, innovativen Ideen, die das Medium lebendig halten könnten.

Er plädiert deshalb dafür, verstärkt Bewerber mit einem breiteren kulturellen Hintergrund einzustellen - etwa mit Interesse an Literatur, Film oder Theater. Nur so könne das kreative Spektrum erweitert und frischer Wind in die Branche gebracht werden.

Auch die demografische Entwicklung zeigt, wie sehr sich der Markt verändert: Die klassische Zielgruppe für Shonen-Manga schrumpft rapide. Im Jahr 1984 machten Kinder im Alter von 5 bis 15 Jahren noch 8,22 Prozent der Bevölkerung aus - heute sind es nur noch 4,2 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen den strukturellen Wandel und unterstreichen die Dringlichkeit, neue Wege zu beschreiten.

Hier seht ihr das ganze Interview:

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