Die größte illegale Manhwa-Seite wurde heute offline genommen

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Das Ende einer Ära in der Webtoon-Szene

Illegale Seiten gibt es viele - ob für Animes, Mangas oder Manhwas. Doch nun wurde die größte illegale Manhwa-Plattform, Reaper Scans, offiziell vom Netz genommen. Die Betreiber der populären Seite kündigten an, den Betrieb dauerhaft einzustellen, nachdem sie eine Unterlassungsaufforderung von Kakao Entertainment erhalten hatten. Über sechs Jahre lang war Reaper Scans eine der bekanntesten Anlaufstellen für inoffizielle Fanübersetzungen von Webtoons und Web-Novels - darunter auch hochkarätige Titel wie Solo Leveling.

In ihrer Abschiedsnachricht erklärten die Betreiber:

Ankündigung
Hallo zusammen,

nachdem wir eine Unterlassungsaufforderung von Kakao Entertainment erhalten haben, haben wir uns entschieden, Reaper Scans dauerhaft zu schließen und sämtliche Verbreitung von nicht autorisierten Fan-Übersetzungen einzustellen.

Als wir vor sechs Jahren mit Reaper Scans angefangen haben, war unser Ziel klar: Wir wollten großartige Geschichten aus ostasiatischen Comics und Romanen für Fans zugänglich machen, die sonst keine Möglichkeit gehabt hätten, diese zu lesen. Damals waren viele der Serien, die wir übersetzt haben, nicht offiziell auf Englisch erhältlich - oft wusste man gar nicht, ob sie jemals lizenziert würden. Und selbst wenn, dauerte es Monate oder Jahre, bis die offiziellen Übersetzungen aufgeholt hatten.

In diesen Jahren hat sich die Branche stark verändert. Webtoons und Webromane sind weltweit populär geworden, und offizielle englische Übersetzungen erscheinen heute meist zeitnah. Was früher kaum erreichbar schien, ist inzwischen ganz einfach zugänglich. Damit ist unser ursprüngliches Ziel in vieler Hinsicht erreicht.

Rückblickend sind wir unglaublich stolz und dankbar für die großartige Community, die sich um Reaper Scans gebildet hat. Wir haben viele wunderbare Momente miteinander geteilt. Eure Begeisterung, eure Kommentare und eure stetige Unterstützung haben uns sehr viel bedeutet - und das werden wir nie vergessen.

Wir möchten uns bei jedem Einzelnen von euch bedanken, der uns unterstützt, angefeuert und seine Liebe zu Geschichten mit uns geteilt hat. Es tut uns von Herzen leid, wenn diese Nachricht Traurigkeit oder Unannehmlichkeiten verursacht, und wir wünschten, wir könnten weiterhin Geschichten mit euch teilen.

Unser letzter, aufrichtiger Wunsch an euch ist, dass ihr die Schöpfer*innen, die ihr liebt, weiterhin unterstützt - indem ihr offizielle Übersetzungen auf Plattformen wie Tapas, Webtoon, Wuxiaworld, Manta, Toomics, Lezhin oder Wattpad lest. Wenn es eine Serie gibt, die euch besonders am Herzen liegt und noch nicht auf Englisch erhältlich ist, ermutigen wir euch, direkt bei den Verlagen nachzufragen.

Es fällt uns schwer, Abschied zu nehmen, aber wir hoffen von Herzen, dass unsere Übersetzungen euch in den letzten sechs Jahren Freude, Lachen, Spannung und Trost gebracht haben. Ihr habt diese Reise unvergesslich gemacht, und wir hoffen, dass ihr die gleiche Leidenschaft für Geschichten mitnehmt, die uns damals zusammengeführt hat.

Danke - von ganzem Herzen - dass ihr ein so wichtiger Teil unserer Geschichte wart.
Wir werden euch vermissen und wünschen euch alles Gute, viel Erfolg und viele weitere großartige Abenteuer.

Mit tiefster Dankbarkeit,
Euer Team von Reaper Scans

Laut Similarweb zählte Reaper Scans zuletzt beeindruckende Zugriffszahlen: Im März 2024 lag der Traffic bei 13,1 Millionen monatlichen Besuchen. Einnahmen erzielte die Seite unter anderem durch Inhalte, die hinter Paywalls platziert wurden - ein Punkt, der die rechtliche Lage zusätzlich verschärfte. Die Schließung markiert damit einen bedeutenden Wendepunkt im weltweiten Kampf gegen digitale Piraterie.

Die Verschärfung den Kampf gegen Piraterie

Die Schließung von Reaper Scans ist kein Einzelfall. Bereits 2023 wurde die beliebte Scan-App Tachiyomi nach rechtlichen Schritten von Kakao Entertainment offline genommen. Auch sie verlinkte auf Drittanbieter, die urheberrechtlich geschützte Inhalte illegal verbreiteten. Kakao verfolgt mittlerweile eine konsequente Strategie, um weltweit die Rechte koreanischer Künstler und Autoren zu schützen.

Der Fall erinnert an das Urteil gegen den Betreiber der Plattform Ajitun, die laut dem koreanischen Kulturministerium als „größte inländische illegale Web-Sharing-Seite für Romane“ galt. Der Betreiber wurde zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 50.000 US-Dollar verurteilt. Kakao Entertainment hatte sich in diesem Verfahren ausdrücklich für ein härteres Strafmaß eingesetzt - als Signal gegen digitale Piraterie.

Südkorea betrachtet K-Inhalte - von K-Pop über Webtoons bis hin zu K-Dramen - längst als strategisches Exportgut. Politik und Unternehmen arbeiten daher eng zusammen, um mit technologischen Mitteln gegen Urheberrechtsverletzungen vorzugehen. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine zunehmend wichtige Rolle: KI-gestützte Systeme sollen dabei helfen, Verstöße effizienter aufzuspüren und zu unterbinden.

Auch der südkoreanische Präsidentschaftskandidat Lee Jae-myung sprach sich öffentlich für ein entschlossenes Vorgehen gegen illegale Plattformen aus - in einer klaren Botschaft auf Facebook. Die Richtung ist eindeutig: Die Zeit unregulierter Fanübersetzungen geht zu Ende.

Reaper Scans is Shutting Down – Cease and Desist from Kakao Entertainment
byu/Eragonnogare inmangapiracy

 

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